Dienstag, 8. Februar 2011

Rezension – Emily Brontë: »Sturmhöhe«

Auf dieses Buch habe ich mich schon lange gefreut. Ich wollte eintauchen in eine Welt voller Boshaftigkeit – und wurde von Emily Brontës »Sturmhöhe« (1847) ganz schön überrascht. So bösartig und fies und modern habe ich mir ihren Roman nun wirklich nicht vorgestellt.

In »Sturmhöhe« wird die Geschichte der Familien Earnshaw, Linton und Heathcliff über drei Generationen hin begleitet. Angefangen über den alten Mr. Earnshaw, der ein Findelkind aus Liverpool in seine Familie brachte. Seine Kinder Hindley und Catherine gingen unterschiedlich mit dem neuen Bruder Heathcliff um: Hindley war eifersüchtig, tyrannisierte und quälte ihn, Catherine hingegen fand in ihm einen Seelenverwandten. Auf Trushcross Grange wachsen Edgar und Isabella Linton auf und freunden sich mit Hindley, Catherine und Heathcliff an. Als Mr. und Mrs. Earnshaw sterben, wird Hindley der Herr über das väterliche Gut Wuthering Heights. Seine Frau Frances stirbt bei der Geburt von Hareton und Hindley verfällt dem Alkohol und der Spielsucht. Er vernachlässigt seinen Sohn Hareton und sein Hass auf Heathcliff steigt. Catherine will dieser Situation entfliehen – und das Gift, das mehrere Generationen verpesten soll, nimmt seinen Lauf. Catherine will Edgar heiraten, den sich nicht liebt, der ihr aber eine solide, ehrbare Zukunft bietet, obwohl sie sich eigentlich mit Heathcliff verbunden fühlt. Heathcliff bekommt ein Gespräch mit, indem Catherine von einem gesellschaftlichen Abstieg spricht, wenn sie die Frau von dem Waisen Heathcliff wird. Gekränkt verlässt er den Hof und kehrt wenige Jahre später wieder, um nicht nur die Ehe von Edgar und Catherine in Gefahr zu bringen, sondern auch die Leben von Isabella Linton und den Kindern Hareton, Catherine und Linton aus der nächsten Generation zu zerstören.

Auf 450 Seiten zieht sich meine Ausgabe mit der Übersetzung von Michaela Meßner hin – und es ist wundervoll, großartig und bitterböse. Brontë erschafft Figuren, die in ihrem Verhalten oder ihrem Wesen durch und durch böse sind und ihre Fehler gar nicht oder viel zu spät einsehen. Als Leser erhalten wir keinen Einblick in das Innenleben der Figuren und können lediglich ihr Verhalten interpretieren und ihre Motive erahnen, denn die komplette Geschichte wird von einem Pächter von Trushcross Grange nachempfunden, der alles als Außenstehender während der dritten Generation erlebt. Er wiederum erfährt alles durch die Erzählungen der Magd und Kinderfrau von Catherine. Diese Erzählperspektive baut eine Distanz zu den Figuren auf und ist auf keinen Fall verlässlich. Die Handlung liest sich gut und flüssig, und der Stammbaum in meiner Ausgabe ist ungemein wichtig, um die komplette Figurenkonstellation überblicken zu können. Besonders gut gefallen haben mir die fantastischen Elemente, die eine intensive Atmosphäre heraufbeschworen haben und natürlich auch Heathcliff selbst, der geheimnisvolle Unbekannte mit den schwarzen Haaren und der dunklen Haut. Lediglich die letzten Seiten ziehen sich ungemein und ich habe Linton, den Sohn von Isabella und Heathcliff, richtig hassen gelernt. Zum Glück ist dieser schnell gestorben …

»Sturmhöhe« empfehle ich gerne weiter. Leser, die große Familienromane lieben, die zudem noch im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts spielen, werden ihre Freude damit haben.

2 Kommentare:

  1. Endlich jemand, der meine Liebe für dieses Buch nachvollziehen kann :) Meine zahlreichen Versuche, Freunde dazu zu kriegen dieses Buch zu lesen scheiterten leider immer wieder :(

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  2. da bist du nicht allein ;)

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